Der neue Info.HUB der Stadt Riad versteht sich, ohne die klassischen Aufgaben der Bibliothek aufzugeben, einerseits als Zentrum des Wissens und andererseits als kulturelles Zentrum des Arbeitens und der Kommunikation. Ein öffentlicher Ort für Jedermann – der mit schönen Räumen anregende Aufenthaltsorte bietet und einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern hinterlässt – ein Zeichen für Modernität und Offenheit.
Auftrag | 2011 |
Bauherr | Königreich Saudi-Arabien |
BGF | 34.464 m² |
BRI | 148.000 m³ |
Der neue Landschaftspark des King Abdullah Financial Districts entwickelt sich entlang eines ehemaligen Flußbetts – dem Wadi – und verbindet die Hochhäuser des neuen Finanzzentrums Riads über die Landbrücke mit dem angrenzenden Stadtviertel und der Großen Moschee. Direkt zwischen den Hochhäusern und diesem Landschaftspark positioniert sich die neue Bibliothek.
In Analogie an saudi-arabische Felsformationen, bekannt auch als „Wüstenpilze“, entwickelt sich die Form der Bibliothek aus drei polygonalen, pilzförmigen Baukörpern, die in unterschiedlichen Höhen und Volumen miteinander verschmelzen. Unter diesen entwickelten Volumen entsteht ein öffentlicher Raum, der fließend in den Landschaftspark übergeht und diesen über einen öffentlichen Platz mit dem Stadtraum des Finanzbezirks verbindet. Die Pilzbaukörper wirken hier wie schattenspendende Bäume und bleiben durch die ansonsten baulich transparente Gestaltung des Gebäudes in ihrer Form erlebbar. Die Split-Level-Anordnung von Platz und Park bietet Raum für verschiedene öffentliche Funktionen mit Touristen-Information, Café, Buchladen und Community-Services.
Die Köpfe der Wüstenpilze sind mit kristallinen, glänzenden Fliesen eingedeckt, die eine geschlossene Struktur bilden. Das Muster der Fliesen leitet sich von der typisch saudi-arabischen Ornamentik ab und ist modern interpretiert. Der sogenannte „mother of pearl“ – Effekt erzeugt durch wechselnde Beleuchtung ein lebendiges Bild, welches bereits aus der Ferne eindeutig erkennbar ist. Für ein nahtloses Erscheinungsbild werden die Fliesen von Außenraum in den Innenraum gezogen. Die Eingangshalle ist komplett verglast und bildet keine sichtbare Verbindung zum oberen Teil des Gebäudes.
Das Informationszentrum gliedert sich in den ebenerdigen, öffentlich zugänglichen und dem geschlossenen oberen Bereich, dessen Nutzung der Bibliothek vorbehalten ist. Innerhalb der Volumina werden die ruhigen Bibliotheksbereiche unabhängig von den lebhaften Kommunikationsbereichen gestaltet, so dass ein fließendes Raumgefüge zwischen innen und außen entsteht. Durch die transparente Gestaltung eröffnet sich von innen ein faszinierender Blick auf die Hochhäuser des Finanzviertels, sowie auf den Landschaftspark, über die Landbrücke bis hin zur Großen Moschee. Von außen präsentiert sich das Gebäude dabei transparent und einladend.
Die oberen Ebenen können durch Rolltreppen erschlossen werden, die sich in den Kernen, den Pilzstielen, befinden. In den sechs Obergeschossen befinden sich Medien-Sammlungen, Ruhezonen und Lese- und Arbeitsbereiche in einer harmonischen Raumkomposition aus Transparenz und Abgeschlossenheit.
Im obersten Geschoß lädt das Restaurant mit großzügiger Dachterrasse und einem Blick über den Landschaftspark zum Essen und Verweilen ein.
Ausgestattet mit den neuesten Medien-Ressourcen begreift der Info.HUB sich als Informations-Drehscheibe und Netzwerk-Zentrum mit Bildungsangeboten. Über die klassischen Funktionen und Nutzungen einer Bibliothek hinausgehend gibt es Angebote für touristische Informationen, Ausstellungsflächen, Veranstaltungssäle, Gastronomie, kommunale Dienste und informelle Kommunikations-Zonen.
Etwa ein Viertel der Sammlung wird in einer flexiblen und nutzergerechten Art und Weise präsentiert, so dass die physische Sammlung buchstäblich in Bewegung gesetzt wird. Bücher werden auf Tischen und Regalen im ganzen Raum verteilt, sie können zum Lesen entnommen und später an einen anderen Ort zurückgelegt werden. Der Einsatz von RFID-Antennen (radio-frequency identification) ermöglicht ein effizientes Medienmanagement, eine einfachere Inventarisierung und schließlich ein schnelleres Auffinden der Medien. Anstelle der klassischen Regale wird es Themeninseln geben, die flexibel durch digitale Mind Maps mit verwandten Themen verknüpft werden.
Die Herausforderung an die architektonische Gestaltung dieser hybriden Bibliothekskonzeption, deren Prinzip auf sowohl traditionell-materieller als auch einer dynamischen Speicherung und Vermittlung von Informationen und Wissen, sowie einer Öffnung und Integration neuester Technologien beruht, bestand darin, eine geeignete architektonische Sprache und eine zeitgemäße Ausdrucksform zu finden.
Ort | Riad, Saudi-Arabien |
Auftrag | 2011 |
BGF | 34.464 m² |
BRI | 148.000 m³ |
Entwurfsverfasser | Prof. Eckhard Gerber |
Projektdirektor | Thomas Lücking |
Projektleiter | Nicole Juchems |
Mitarbeiter | Carsten Liese, Felix Wirth, Gordon Lauder, Sarah Hörstgen, Abdelhamed Darrag, Tim Kraus (LA), Magda Cieslicka (LA), Katrin Mauer (LA), Judith Hilgers (LA), Annette Korte (IA) |
Modellbilder | Taufik Kenan |
Modellbauer | Monath + Menzel |