Die Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen zählt zu den fünf größten Bibliotheken Deutschlands und verfügt über einen wertvollen Buchbestand. Der Neubau im Süden des in den 1960er-Jahren entstandenen geisteswissenschaftlichen Zentrums muss daher als Nahtstelle zwischen Universität und Innenstadt auch repräsentativen Ansprüchen genügen.
Sein struktureller Aufbau als „Handrücken mit fünf Fingern“ ist einerseits städtebaulich begründet – als Reaktion auf die umgebende Baustruktur und die angrenzenden Wallanlagen – und andererseits abgeleitet aus der internen Nutzungsstruktur. Ein U-förmiger, kompakter drei- bzw. viergeschossiger Baukörper mit den Räumen der Verwaltung umschließt die Bibliothek im Norden, Osten und im Nordwesten und gibt dem vorhandenen Forum als südlicher Abschluss eine endgültige räumliche Fassung. Demgegenüber verzahnen sich die transparenten „Gebäudefinger“ im Süden mit der Landschaft und leiten zu den Wallanlagen und der Innenstadt über.
Eine dreiseitig freistehende, weithin sichtbare Rotunde dient als Hauptzugang und führt in die gebäudehohe, glasüberdeckte Eingangshalle. Diese erschließt dem Besucher wie ein aufgeblättertes Buch sämtliche Abteilungen und ist gleichzeitig Kommunikations- und Repräsentationsraum der Bibliothek. Die publikumsintensiven Bereiche mit hoher Nutzerfrequenz und kurzer Verweildauer, wie Leihstelle und Lehrbuchsammlung, liegen unmittelbar an der Halle und orientieren sich nach außen zum bestehenden Forum. In den „Fingern“ findet der Besucher helle Arbeits- und Lesezonen. Mit großen Fensterflächen öffnen sie sich zum umgebenden Grün und bieten Platz für circa 450.000 Bücher und rund 600 lichtdurchflutete Arbeitsplätze. Ruhige, geschlossene Arbeitskabinen ergänzen das Angebot. Die Magazine sowie Tiefgarage und Technik befinden sich in den Untergeschossen.
Als weitere zentrale Komponente der Architektur und entscheidende Tageslichtquelle dienen Satteloberlichter, die jeweils längs zwischen den fingerförmigen Gebäudeflügeln angeordnet sind. Auch nach unten mit Glasplatten geschlossen bilden sie Luftkanäle, aus denen die warme Luft abgesaugt und kühleren Räumen zugeführt werden kann.
Ort | Göttingen |
Wettbewerb | 1. Preis, 1985 |
Bauzeit | 1985 - 1993 |
BGF | 47.059 m² |
BRI | 189.730 m³ |
1996 | Architekturpreis des deutschen Klempnerhandwerks |
1994 | BDA-Preis Niedersachsen |