Den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs fiel auch der Konzertsaal des 1885–87 im wilhelminischen Stil erbauten Königlichen Konservatoriums für Musik zum Opfer. Das Konservatorium war Teil eines Blockrandquartiers und bestand aus einem Hauptbaukörper und zwei Seitenflügeln. Haupt- und Nordflügel waren längst wieder instandgesetzt, als 1995 ein Wettbewerb zum Neubau des Südflügels mit dem Konzertsaal ausgelobt wurde.
Der neue Saal ist außen und innen mit Holz verkleidet und präsentiert sich anstelle des zerstörten Seitenflügels als zeitgemäße Skulptur eines architektonischen Klangraumkörpers. Im Westen ergänzt ein im Erdgeschoss auf schlanken Scheiben ruhender, ebenfalls holzverkleideter Riegel den Konzertsaal zu einem Gebäudewinkel. Dieser umschließt den bisher ungenutzten Hof und macht ihn zu einem bespielbaren Außenraum mit neuer Aufenthaltsqualität. Die Flure zu den Künstlergarderoben, den Einspiel- und Übungszimmern im neuen Westflügel öffnen sich, ebenso wie der Konzertsaal selbst, über eine Glasfassade zum Hof, der auf diese Weise als kommunikative, identitätsstiftende Mitte der Musikhochschule präsent und erlebbar ist.
Der Altbau mit den Foyers im Eingangs- und im Obergeschoss erhielt im Übergang zum Konzertsaal eine große Öffnung, die – über die seitlichen Glasfugen lichtdurchflutet – den Konzertsaal als festen Bestandteil der Hochschule integriert. Vom Eingangsgeschoss entwickelt sich als Teil dieses offenen Raumgefüges ein beidseitig verglaster Gang über eine Treppe nach unten entlang des Konzertsaals bis zur Bühne.
Mit dem Bühnenbereich in der Ecke des Winkels scheinen die neuen Gebäudeflügel mit dem Boden verankert zu sein, nur um sich dann zu beiden Seiten vermeintlich vom Untergrund zu lösen. Das Dach des Konzertsaals als fünfte Fassade nimmt diesen Gedanken in Form einer Abtreppung auf, während der Westflügel ein optisches Gegengewicht erzeugt.
Ort | Leipzig, Deutschland |
Wettbewerb | 1. Preis, 1995 |
Bauzeit | 1999 - 2001 |
BGF | 2.200 m² |
BRI | 12.072 m³ |
2004 | Architekturpreis 2004 des BDA Sachsen |
2003 | Deutscher Fassadenpreis 2004 für vorgehängte hinterlüftete Fassaden |